Fachartikel über die Neuheiten bei der Achertäler Druckerei

Edeltechnik in der Produktion – Wurzeln in der Region und darüber hinaus

Achertäler Traditionsunternehmen installiert ausgefeilte Druck- und Veredelungslinie iconcept von Smag Graphique

(von: Klemens Ehrlitzer)

Die Gliederung in mehrere Geschäftsbereiche ist eher typisch für größere Unternehmen. Dass eine Druckerei mit rund 35 Beschäftigten erfolgreich auf vier ganz unterschiedliche Säulen setzt, dürfte schwer ein zweites Mal zu finden sein. Dieses Alleinstellungsmerkmal stellte auch den besonderen Reiz für das Ehepaar Angelika und Frank Neumann dar, als sie sich im Jahr 2016 entschlossen, die Achertäler Druckerei GmbH & Co. KG in Kappelrodeck zu übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die neuen Inhaber bereits ein umfängliches Konzept zur Weiterentwicklung des Unternehmens erarbeitet. Darin war der Ausbau der Veredelungskapazitäten ein wichtiger Baustein im Bereich Technik. Welche Entscheidungskriterien dabei den Ausschlag zur Installation des Systems iconcept von Smag Graphique gaben, beschreibt der vorliegende Beitrag.

Die Buchbinderei, die von der Familie Bruder etwa 1900 in einem Hinterhof in Kappelrodeck gegründet wurde, stellt den Ursprung der heutigen Achertäler Druckerei dar. In der langen Geschichte des Unternehmens kamen Bogenoffset- und Digitaldruck für Akzidenzen hinzu. Im eigenen Verlag wird zudem seit 90 Jahren eine Wochenzeitung herausgegeben sowie Bücher verlegt. Eine weitere Geschäftseinheit produziert Fadenetiketten. Der Bereich, der sich zuletzt besonders erfolgreich entwickelt hat, ist die Herstellung von Etiketten – sowohl Rollenhaftetiketten als auch Nassleimetiketten.

 

Abbildung: Die iconcept von Smag Graphique ist eine modulare Produktlinie zur Veredelung von vorbedruckten Etiketten.

 

Umfassendes Investitionskonzept

Der vielfältige Produktmix der Achertäler Druckerei ist für Frank Neumann eine wesentliche Grundlage für die strategische Ausrichtung seines Unternehmens. Mit einer Reihe von Maßnahmen, die größtenteils seit dem Jahresende 2019 umgesetzt wurden, hat er viel in die Zukunftssicherung seiner Firma investiert. Neben verschiedenen Anschaffungen im technischen Bereich gehörte dazu auch ein Erweiterungsbau. Damit konnten interne Arbeitsabläufe so angepasst werden, dass bestehende und neue Systeme heute möglichst schlüssig in die Produktion integriert sind. Weil das größte Optimierungspotenzial bei den Veredelungsverfahren gesehen wurde, bildet die neue Smag-Maschine vom Typ iconcept einen zentralen Baustein im umfassenden Investitionskonzept.

Für die Suche eines geeigneten Maschinensystems hatte sich Frank Neumann ausreichend Zeit genommen. Auf der Wunschliste stand eine besonders flexible Lösung, auch bei kleineren bis mittleren Auflagen außergewöhnliche Veredelungen fertigen zu können, unabhängig vom Druckmedium und den eingesetzten Druckverfahren. Außerdem sollte die neue Maschine bei der Achertäler Druckerei mit dem derzeit vorherrschenden Offsetdruck ebenso kompatibel sein wie mit den digitalen Technologien, die ihren Anteil im Maschinenpark zukünftig ausweiten dürften.

Sorgfältige Marktanalyse und anspruchsvolle Tests

In der Zeit zwischen den ersten Gesprächen im März 2017 und der Inbetriebnahme Anfang 2020 analysierte das Unternehmen systematisch den Markt und machte sich mittels zahlreicher Tests ein Bild von den Eigenschaften der verschiedenen Maschinenmodelle. „Dabei lag die Messlatte extrem hoch“, erinnert sich Klaus Sedlmayr, Geschäftsführer der Chromos GmbH. Als Lieferpartner des französischen Maschinenherstellers Smag im deutschen Markt betreute er die Tests an der iconcept. „Die Vorgaben der Achertäler Druckerei waren eine echte Herausforderung. Am Ende war die Qualität der Testergebnisse aber selbst für mich erstaunlich. Die Musteretiketten beinhalteten anspruchsvolle optische und haptische Elemente sowie einen gut sichtbaren 3D-Effekt, wie ich sie in dieser Kombination bis dahin in der Praxis noch nicht gesehen hatte.“ Ein besonderes Testkriterium waren auch Mikroprägungen auf schwierigen Materialien, bei denen die maximale Prägefläche ausgenutzt wurde. Speziell diese Anforderung trennte am Ende die Spreu vom Weizen.

Während der Labelexpo im Herbst 2019 orderte die Achertäler Druckerei eine iconcept von Smag Graphique, eine klassische Produktlinie zur Veredelung von vorbedruckten Etiketten. Sie dient als Plattform für ein breites Spektrum an modularen Einheiten, aus denen sich jeder Anwender seine individuelle Konfiguration zusammenstellen kann. „Unser Know-how aus dem Kosmetikbereich hat uns geholfen, die hohen Anforderungen zu erfüllen“, erklärt Stéphane Rateau, Geschäftsführer von Smag Graphique. „Seit unseren Anfängen liefern wir die Maschinen, auf denen die hochwertigen Etiketten von allen namhaften Marken im traditionell sehr anspruchsvollen Kosmetikmarkt produziert werden. Diese jahrelangen Erfahrungen – vor allem bei den Kernkompetenzen im Siebdruck und bei den verschiedenen Präge-Technologien – lassen sich gut in andere Märkte übertragen. Ein gutes Beispiel sind Etiketten für Weine oder Spirituosen, bei denen der Anspruch seit Jahren spürbar steigt.“

Abbildung: Auf der viva aniflo 420 werden Etiketten im wasserlosen Offsetdruck produziert.

 

Erfahrungen im Grenzbereich

Veredelungen erfüllen vor allem die Aufgabe, im Verkaufsregal die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf sich zu ziehen. „Heute sind Veredelungseffekte mit Folienprägung, Lackierung, usw. schon weit verbreitet. Deshalb müssen wir immer häufiger in technische Grenzbereiche vordringen, wenn sich ein Produkt am Point-of-Sale deutlich abheben soll“, meint Frank Neumann. „Um beispielsweise das ganze Potenzial der Prägetechnik auszuschöpfen, müssen wir das Limit aller Komponenten von der Maschine über das Prägewerkzeug bis zur Prägefolie herausfinden. Dazu genügt es nicht, eine Maschine zu installieren und den Start-Knopf zu drücken. Der Weg zum Erfolg führt über das Know-how, das sich ein Unternehmen nur durch jahrelange Erfahrungen aufbauen kann, wenn es immer wieder neue Veredelungsideen ausprobiert.“

Sich dieses Wissen Schritt für Schritt anzueignen, erfordert viel Zeit. Ein Netzwerk an kompetenten Lieferpartnern beschleunigt den Know-how-Transfer erheblich. „Die Unterstützung von Smag und Chromos war extrem hilfreich, um mit der neuen Maschine sehr schnell in ganz neue Dimensionen vorzustoßen. Obwohl bereits umfangreiche Erfahrungen mit Siebdruck und Prägungen vorhanden waren, haben wir dadurch unser Know-how um wertvolle Informationen, z.B. über die Qualität von Prägestempeln, Siebgewebe, Beschichtungen oder die Kombinationsmöglichkeiten von Heißprägefolien und Bedruckstoffen, erweitern können.“

Verlässliche Partnerschaften

Abbildung: Stéphane Rateau (Smag Graphique), Frank Neumann (Achertäler Druckerei) und Klaus Sedlmayr (Chromos GmbH) vor der neuen iconcept.

 

Mit dem Handelsunternehmen Chromos pflegt die Achertäler Druckerei seit mehr als zwei Jahrzehnten eine vertrauensvolle Partnerschaft. Die ersten Kontakte gehen auf die Labelexpo 1997 zurück. Seither wurden in Kappelrodeck von Codimag eine Buchdruckmaschine sowie später eine konventionelle Offsetdruckmaschine und 2006 eine Viva Aniflo installiert. Von Smag war vor der Installation der iconcept schon ein Schneid- und Umspulsystem im Einsatz. Die guten Erfahrungen der Vergangenheit sorgen dafür, dass der gesamte Prozess vom Angebot über Kauf und Inbetriebnahme bis hin zu Schulung und Service von beiden Seiten in vertrauensvoller Weise abgewickelt wird.

Dieses Gesamtpaket rund um ein Investitionsprojekt spielt gerade für inhabergeführte Firmen eine äußerst wichtige Rolle. Für die Achertäler Druckerei ist dieser Part geradezu essentiell, weil in Kappelrodeck stets das Umfeld mit vier ganz unterschiedlichen Geschäftsfeldern berücksichtigt werden muss. Aus diesem Grund ist sich Frank Neumann sehr wohl bewusst: „Alle Entscheidungen der letzten Monate haben grundlegende Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung unseres gesamten Unternehmens. Eine Fehlentscheidung bei einer größeren Maschineninvestition kann im Extremfall die Existenz gefährden.“

Die technischen Leistungsmerkmale sind bei der Auswahl einer neuen Maschine deshalb nur eine Seite. Gleichzeitig gilt es auch noch weitere Fragen zu untersuchen: Wie gut ist die Fertigungsqualität? Welche Bauteile kommen zum Einsatz? Sind diese Teile im Notfall auch auf dem freien Markt erhältlich? Wie groß ist die Erfahrung des Herstellers auf den relevanten Anwendungsfeldern, und wie gut ist er insgesamt im Markt etabliert? Im Fall von Smag fallen die Antworten nach Einschätzung von Frank Neumann durchweg positiv aus. Und auch in Sachen Service fühlt er sich von Chromos sehr gut betreut. „Für diesen Bereich brauchen wir einen verlässlichen Partner mit Service-Monteuren, die schnell vor Ort sind und idealerweise in deutscher Sprache kommunizieren können. Denn oftmals spielen Sprachbarrieren bei der Einführung eines neuen Maschinensystems eine wichtige Rolle.“

Software wird zum Schlüsselaspekt

Ein schneller und kompetenter Service hat in den letzten Jahren auch deshalb stark an Bedeutung gewonnen, weil Maschinenkonstellationen immer komplexer werden. Mithilfe der Servo-Technologie sind heute viele innovative Lösungen realisierbar, die mit konventionellen Antrieben nicht möglich wären. Zugleich hat sich aber auch die Rolle der Maschinenhersteller gewandelt. „Vor 20 Jahren war gut funktionierende Mechanik der Schlüssel unseres Erfolgs. Inzwischen heißt es überall ‚servo inside‘. Da bleibt die Mechanik zwar weiter als Basis notwendig, aber unser wesentliches Kern-Know-how liegt inzwischen in der Software“, so Stéphane Rateau. Smag Graphique programmiert die Steuerung seiner Maschinen selbst. So behält das Unternehmen die Kontrolle über diesen elementaren Bereich. Bei den elektronischen Bauteilen setzt es aber auf den Standard seines Systemlieferanten. Mit B&R hat man einen Anbieter gewählt, der über umfangreiche Erfahrung im Segment der Druckindustrie verfügt.

Seit das Thema Software in den Fokus gerückt ist, kursiert in der Branche die etwas flapsige Erkenntnis, dass eine Maschine beim Kunden reift. Für Klaus Sedlmayr hängt diese Aussage mit dem wachsenden Komplexitätsgrad der Produktionssysteme zusammen. Immer mehr Maschinen eröffnen dem Anwender vielfältige Möglichkeiten, sich eine Fertigungslinie nach eigenen Vorstellungen zusammenzustellen. Dabei ist die Anzahl und Reihenfolge von Modulen für unterschiedliche Druck- und Verarbeitungsverfahren frei wählbar. Gleichzeitig ist das Spektrum an eingesetzten Materialien sehr groß. Diese individuellen Systeme sind weit entfernt von Standardmaschinen, die sich auch mit standardisierter Software steuern lassen. Aus Erfahrung weiß Klaus Sedlmayr: „Je komplexer der für den Kunden maßgeschneiderte Umfang einer Maschine ist, umso größer ist der Bedarf, die Software der Sonderapplikationen im praktischen Einsatz zu optimieren. Das lässt sich tatsächlich mit einem Reifeprozess vergleichen.“

Digitale Veredelung als Option für die Zukunft

Aktuell noch zu wenig Marktreife kann Frank Neumann bei Veredelungssystemen mit digitaler Technologie erkennen. „Natürlich haben wir uns auch Gedanken gemacht, ob der Zeitpunkt gekommen ist, in ein System zu investieren, das z.B. mit Inkjet-Druck arbeitet. Mehrere Tests haben uns gezeigt, dass sich bereits erstaunliche Ergebnisse erzielen lassen. Das Niveau, das unsere Kunden von einer Veredelung erwarten, ist beim derzeitigen Stand der digitalen Systeme allerdings noch nicht erreichbar.“ Ein wichtiges Qualitätskriterium bei den Tests war beispielsweise die Randschärfe. Außerdem wirken die hohen Kosten abschreckend, wenn es um den Austausch von Inkjet-Köpfen oder um kostenintensive Wartungsverträge geht. Vor diesem Hintergrund hat sich die Achertäler Druckerei am Ende für die konventionelle, aber hochwertige und langlebige Technik von Smag entschieden.

Abbildung: Die iconcept ermöglicht anspruchsvolle Veredelungseffekte.

 

Auszeichnungen als Bestätigung

Dass der Qualitätsanspruch in Kappelrodeck hoch ist, bestätigen auch die zahlreichen Preise, die die Achertäler Druckerei im vergangenen Jahr bei verschiedenen Wettbewerben gewinnen konnte. So hat sie beispielsweise bei der ‚FINAT Label Competition 2019‘ gleich zwei erste Preise erhalten. Die Jury hat die Achertäler Druckerei einmal als Gewinner der Kategorie ‚Druckprozess Rollenoffset‘ ausgewählt. Daneben hat das Unternehmen noch den ersten Preis für die selbst gestaltete Etikettenserie in der Kategorie ‚Promotion/Eigenwerbung‘ für die hochwertigen Veredelungen gewonnen. Beim Wettbewerb ‚Drucker des Jahres 2019‘, den die Fachzeitschrift Druck&Medien organisiert, sprang in der Kategorie ‚Innovativster Drucker des Jahres‘ am Ende der dritte Platz heraus. Auch bei dieser Auszeichnung war die Präsentation der vielfältigen Druck- und Veredelungsmöglichkeiten mit der anspruchsvollen Serie an Musteretiketten ausschlaggebend.

Abbildungen: Ehrlitzer